Das Septumpiercing oder der Bullenring
Häufig wird dieses Piercing spöttisch mit dem Ring, den Bullen in der Nase tragen, verglichen, dabei ist es uralt und inzwischen gesellschaftsfähig geworden!
Geschichtlich und kulturell
Bei zahlreichen Kulturen, in vielen Teilen der Welt, ist das Septumpiercing bei Männern, Frauen und Kindern seit Jahrtausenden verbreitet und steht gleich auf Platz zwei nach dem Nasenflügel (Nostril) Piercing. Dieses Piercing ist sogar weiter verbreitet, als das bei uns populäre durchstochene Ohrläppchen (Lobes). Wer hätte das gedacht?
In unserer westlichen Kultur wird dieses Piercing seit den 1990er Jahren immer beliebter. Nicht zuletzt, weil Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens wie Lady Gaga, Lenny Kravitz und dessen Tochter, Models und Schauspieler, die Bekanntheit und gesellschaftliche Akzeptanz dieses Piercings erhöhen.
Auffallend sind in den letzten Monaten die gehäuften Artikel über das Septumpiercing in bekannten Modezeitschriften. Models werden mit ihrem Nasenschmuck fotografiert, abgedruckt und laufen auf dem Laufsteg, ohne ihr Piercing verstecken zu müssen. Es wird also absolut gesellschaftsfähig.
Wie ist es mit dem Schmerz?
Über die Schmerzen, die beim Stechen auftreten, gibt es natürlich ähnliche „Spukgeschichten“ wie bei anderen Piercings auch. Vergesst bitte nicht, dass generell die individuelle Schmerzempfindlichkeit eine Rolle spielt, ebenso aber auch die korrekte Platzierung. Angenehm ist natürlich auch, wenn der Piercer behutsam mit der Septum-Klemme umgehen kann und nicht noch extra zukneift. Unter diesen Voraussetzungen ist dieses Piercing nicht außerordentlich schmerzhaft. Der Piks und Schmerz vom Stechen ist, wie bei anderen Piercings auch, schnell vergessen und man ist stolz und freut sich über sein neues Piercing. Die Nasenspitze kann einige Zeit noch berührungsempfindlich sein, das ist normal und geht auch wieder weg.
Wo wird es platziert?
Das Piercing wird am unteren Ende des knorpeligen Teils der Nasenscheidewand durch das weiche Gewebe gestochen.
Pflege
Verkrustungen lassen sich gut mit Kochsalzlösung bzw. konservierunsmittelfreiem Meersalznasenspray lösen und entfernen. Es wirkt ganz leicht heilungsfördernd. Natürlich gibt es auch hier hervorragende, extra für Piercings konzipierte Pflegemittel.
Septum verstecken
Das Piercing lässt sich gut verstecken, was aus beruflichen Gründen oder wenn man mal keine Lust auf das Piercing hat, sehr nützlich sein kann. Das klappt aber nur mit entsprechendem Schmuck, zum Beispiel einem Circular Barbell (grob übersetzt „Rundhantel“, wegen seiner ähnlichen Form im deutschsprachigen Raum auch Hufeisen genannt). Die Kugeln an den Enden sind aufgeschraubt und können verschiedene Größen haben oder durch andere Varianten, wie zum Beispiel Kugeln mit Glitzersteinen oder Spitzen, ausgetauscht werden.
Oft ist es angebracht, den Ring etwas aufzubiegen, damit er sich über den Nasensteg hinaus in die Nase drehen lässt. Trägt man eine Banane, lässt sich diese auch nach innen drehen. Eine weitere Möglichkeit sind sogenannte „Septum-Keeper“, meist sind sie aus Teflon, Titan oder Stahl gefertigt und haben eine offene U-Form. Alternativ gibt es Stäbe, die an einem Ende eine Verdickung haben und wo auf das andere ein Gummiring geschoben wird, um ein Herausrutschen zu verhindern.
obere Reihe in schwarz, silber und gold, Schmuck mit Scharnier zum „reinklicken“
unten links: Septumkeeper aus Titan in Stab-Form
unten Mitte: Septumkeeper aus Titan in U-Form
unten rechts: Septumkeeper aus Teflon
Schmuck und Materialien
Septumschmuck wird aus folgenden Materialien hergestellt: Titan, Stahl, Teflon, andere Kunststoffe wie Acryl und PMMA, sowie Horn und anderen organischen Materialien wie Holz, Knochen oder Stein.
Als Schmuckformen eignen sich: Klemmkugelringe (Ball Closure Ring), Circular Barbells (Rundhanteln), Segmentringe (statt Kugel ist ein Ringsegment nahezu nahtlos „eingeklemmt“), Bananen (gebogener Stab) oder Sicheln. Inzwischen gibt es eine immer größer werdende Auswahl schön verzierter Ringe, leider oft nur aus Stahl, die auf einer Seite ein Scharnier besitzen und sich auf der anderen einfach „einklicken“ lassen.
Wenn es riecht
Auch ein Septumpiercing kann phasenweise einen unangenehmen Geruch entwickeln. Ich habe das durch regelmäßiges Reinigen beseitigen können: Schmuck herausnehmen, desinfizieren (alkoholische Desinfektionsmittel haben sich bewährt. Achtung, Kunststoffe vertragen alkoholische Reinigungsmittel nicht!), Schmuck wieder einsetzten. Ich habe das täglich morgens und abends gemacht, bis der Geruch nicht mehr auftrat. Achtung, das Herausnehmen des Schmucks kann schwierig und schmerzhaft sein, wenn sich Nasensekret am Schmuck festgesetzt hat und mit durch den Stichkanal gezogen wird. Also erst schauen oder fühlen, ob dies der Fall ist! Löst die Verkrustungen mit Piercingpflegemittel, um sie zu entfernen, bevor Ihr den Ring oder Stab herausnehmt.
Septumpiercing stehen lassen trotz Heuschnupfen?
Ja, das geht! Ich habe selbst Heuschnupfen und noch einige andere Allergien. Um sich dieses Piercing stechen zu lassen, sollte man sich als Allergiker eine Zeit im Jahr auswählen, in der die Allergie ruht. Naseputzen muss man trotzdem mal, auch Nichtallergiker. Ist am Anfang etwas unangenehm, aber wenn es abgeheilt ist, unproblematisch.
Und wie verträgt sich das Piercing mit Minus-Temperaturen im Winter?
Die Nase kann nicht ganz abfrieren, dennoch wird geraten, der Kälte direkt ausgesetzte Piercings, bei Temperaturen unter Null Grad, heraus zu nehmen. Ich halte die Piercings im Schal oder unter der Mütze warm. Den Septumschmuck wechsle ich im Winter gern von Titan auf Kunststoff, am liebsten Teflon oder auch Acryl.
Bis zum nächsten Blog, Eure Miriam